Elektro-Fachplanung 4.0 vs. klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro: Wo Sachverständigenkompetenz den Unterschied macht - Kaiser-Amm GmbH

Elektro-Fachplanung 4.0 vs. klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro: Wo Sachverständigenkompetenz den Unterschied macht

On this page

Image for the current article

Wer heute komplexe Hochbauprojekte verantwortet, steht vor einer strategischen Entscheidung: Reicht ein klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro – oder ist eine integrierte TGA-Fachplanung 4.0 mit BIM, Sachverständigenkompetenz und 40 Jahren Baustellenerfahrung erforderlich?

Für Architekturbüros, Generalplaner und öffentliche Auftraggeber ist diese Entscheidung direkt mit Kosten-, Termin- und Haftungsrisiken verknüpft. Dieser Beitrag vergleicht beide Ansätze entlang zentraler Kriterien und zeigt, wann ein elektrosachverständig geprägtes TGA-Planungsbüro den entscheidenden Mehrwert liefert.


1. Zwei Planungswelten im Überblick

Klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro

Ein klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro arbeitet in der Regel:

  • überwiegend in 2D-CAD oder einfachen 3D-Modellen ohne durchgängigen BIM-Kontext
  • mit fokusierter Sicht auf das Gewerk Elektrotechnik, weniger auf die Gesamt-TGA
  • mit begrenzter, oft theoretisch geprägter Baustellenerfahrung
  • mit getrennten Datenständen für Planung, Ausschreibung und Dokumentation

Die Folge: Elektroplanung wird häufig als „Teillösung“ geliefert – die Koordination mit HLS, Tragwerk, Architektur und Betrieb bleibt bei anderen Projektbeteiligten hängen.

Elektro-Fachplanung 4.0 im TGA-Planungsbüro

Eine spezialisierte Fachplanung Elektrotechnik innerhalb einer TGA-Planung 4.0 verfolgt einen anderen Ansatz:

  • BIM TGA Planung bis 8–10D mit zentralem, IFC-basiertem Datenmodell
  • durchgängig digitale Prozesse von Vorplanung über Ausführung bis Betrieb
  • 40 Jahre Elektrohandwerk- und Baustellenpraxis als Grundlage der Modellierung
  • Integration der Elektrotechnik in alle TGA-Gewerke und die Gesamtkoordination des Gebäudes

TGA40 steht hier exemplarisch für ein BIM-Planungsbüro, das Elektrotechnik nicht isoliert, sondern als sicherheitsrelevantes Kernthema im Gesamtprojekt behandelt.


2. Planungstiefe und Ausführungsnähe

Klassische Planung

Typisch sind:

  • schematische Leitungs- und Trassenführung, oft ohne realen Platzabgleich mit anderen Gewerken
  • begrenzte Detailtiefe in frühen Leistungsphasen
  • fehlende oder nur grobe Kabeltrassenplanung
  • wenig belastbare Aussagen zur tatsächlichen Ausführbarkeit auf der Baustelle

Das Risiko: In der Ausführung müssen ausführende Betriebe improvisieren – mit Mehrkosten, Verzögerungen und ggf. Normverletzungen.

TGA-Planung 4.0 mit Elektro-Fachplanung

Die TGA-Fachplanung in einem BIM-gestützten TGA-Planungsbüro:

  • modelliert Kabelführungen, Verteilerräume und Technikflächen realitätsnah im 3D-/10D-Modell
  • simuliert unterschiedliche Varianten hinsichtlich Platz, Wartung und Zugänglichkeit
  • plant von Beginn an ausführungsnah – basierend auf echter Baustellenerfahrung
  • ermöglicht kalkulationssichere Mengen und Massen direkt aus dem Modell

Für Generalplaner und Ausführende entsteht eine belastbare Grundlage, statt eines „Interpretationsangebots“.


3. Normensicherheit und Sachverständigenkompetenz

Klassisches Elektrotechnik-Planungsbüro

Viele Büros arbeiten normgerecht – allerdings:

  • ohne aktive Rolle in Normungsgremien
  • ohne öffentlich bestellte Sachverständigenfunktion
  • mit begrenzter Erfahrung in der forensischen Bewertung von Planungs- und Ausführungsfehlern

Damit steigt das Risiko, dass kritische Punkte (z. B. Selektivität, Kurzschlussfestigkeit, Sicherheitsstromversorgung, Brandschutzanforderungen) nicht mit der notwendigen Tiefe betrachtet werden.

TGA-Sachverständiger und Elektrosachverständiger als Planer

In einem elektrosachverständig geprägten TGA-Planungsbüro ist die Rolle anders:

  • Planung erfolgt durch einen Elektrosachverständigen und TGA-Sachverständigen, der regelmäßig Gutachten erstellt
  • aktives Engagement in der VDE-/DIN-Normung fließt unmittelbar in die Planung ein
  • kritische Betriebs- und Haftungsfälle aus der Praxis werden präventiv berücksichtigt

Für öffentliche Auftraggeber, Betreiber kritischer Infrastrukturen und Banken bedeutet das: höhere Rechtssicherheit und im Streitfall eine deutlich bessere Ausgangsposition.


4. Kollisionsprüfung und BIM-Gesamtkontext

Klassische Arbeitsweise

Ohne durchgängiges BIM-Gesamtmodell bleibt Kollisionsprüfung oft:

  • auf 2D-Überlagerungen oder Teilmodelle beschränkt
  • spät im Projekt (wenn viele Entscheidungen bereits gefallen sind)
  • abhängig vom Koordinationsaufwand des Generalplaners

Kollisionen zwischen Elektrotrassen, Lüftungskanälen, Sprinklerleitungen, Tragwerk und Architektur werden daher häufig erst auf der Baustelle sichtbar.

BIM TGA Planung mit Kollisionsprüfung

Ein spezialisiertes BIM-Planungsbüro mit BIM TGA Planung:

  • führt automatisierte Kollisionsprüfungen (Clash Detection) im zentralen IFC-/Revit-Modell durch
  • betrachtet Elektrotrassen, Brandschutzanforderungen, Wartungsgänge und Fluchtwege gemeinsam
  • schafft eine „Single Source of Truth“, auf die alle Gewerke zugreifen

Ergebnis: Kollisionen werden digital behoben, bevor sie auf der Baustelle entstehen – ein entscheidender Hebel zur Reduktion von Nachträgen und Terminrisiken.


5. Projektrettung und Krisenprojekte („Projektrettung BIM“)

Wenn klassische Planung an Grenzen stößt

In der Praxis landen bei Sachverständigen häufig Projekte, bei denen:

  • 2D-Pläne und Teilmodelle nicht mehr zusammenpassen
  • Technikräume überfüllt sind und keine saubere Elektro- und TGA-Führung mehr möglich ist
  • Bauherren, Architekten und ausführende Firmen sich wechselseitig für Planungsfehler verantwortlich sehen

Hier stoßen klassische Büros ohne BIM-Kompetenz und ohne tiefes Baustellenverständnis schnell an Grenzen.

Digitale Projektrettung / BIM-Rettungsplanung

Eine spezialisierte „Projektrettung BIM“ innerhalb der TGA-Planung 4.0 umfasst:

  • vollständige Neuaufnahme der Ist-Situation im BIM-Modell
  • strukturierte BIM-Rettungsplanung mit Neuordnung von Kabeltrassen, Technikräumen und Schaltschränken
  • normgerechte, gerichtsfeste Dokumentation der gefundenen Probleme und Lösungen
  • enge Abstimmung mit Bauherr, Architekt, ausführenden Betrieben und ggf. Juristen

So lassen sich Projekte kurz vor Ausführung oder sogar im laufenden Bau stabilisieren, statt abbrechen oder teuer nachbessern zu müssen.


6. Dokumentation, Betrieb und Haftungssicherheit

Klassischer Ansatz

  • Dokumentation wird oft erst am Projektende konsolidiert
  • As-built-Unterlagen weichen von der tatsächlichen Ausführung ab
  • Betreiber erhalten PDF-Pläne ohne durchgängige Datenstruktur
  • Haftungsfragen sind im Schadensfall schwer nachvollziehbar

TGA-Planung 4.0 bis 10D

In der TGA-Planung 4.0:

  • ist das Modell von Anfang an auf Betrieb, Wartung und Lebenszyklus ausgerichtet (bis 10D)
  • werden Änderungen laufend im zentralen Modell nachgeführt
  • entstehen revisionssichere Unterlagen mit eindeutiger Bauteil- und Anlagendokumentation
  • lassen sich Nachweise für öffentliche Auftraggeber, Brandschutzbehörden und Versicherer effizient führen

Für Betreiber großer Liegenschaften und kritischer Infrastrukturen ist diese Transparenz ein wesentlicher Faktor für Betriebssicherheit und Haftungsminimierung.


7. Wann ein TGA-Planungsbüro mit Elektro-Fachplanung 4.0 die bessere Wahl ist

Typische Projektsituationen, in denen eine elektrosachverständig geprägte TGA-Fachplanung klar im Vorteil ist:

  • Schul- und Verwaltungsbauten öffentlicher Auftraggeber mit BIM-Pflicht und hohem Dokumentationsanspruch
  • Rechenzentren, Leitstellen, sicherheitskritische Infrastrukturen, bei denen Verfügbarkeits- und Redundanzanforderungen normativ nachzuweisen sind
  • Industrie- und Logistikprojekte mit komplexer Versorgungsschiene, vielen Antrieben und Automatisierungstechnik
  • Sanierungs- und Bestandsprojekte mit engen Platzverhältnissen und hoher Kollisionsgefahr
  • Krisenprojekte, bei denen die bisherige Planung festgefahren ist und eine unabhängige Projektrettung BIM benötigt wird

In all diesen Fällen geht es nicht nur um „Planung“, sondern um beherrschbare Risiken über den gesamten Lebenszyklus.


8. Checkliste für Entscheider:innen

Wenn Sie folgende Punkte mit „Ja“ beantworten, sollten Sie ein BIM-gestütztes TGA-Planungsbüro mit Elektro-Fachplanung 4.0 hinzuziehen:

  • Ihr Projekt unterliegt BIM-Vorgaben oder hohen Anforderungen an Nachweisführung und Dokumentation.
  • Sie verantworten kritische Infrastruktur oder hohe Sicherheitsanforderungen (z. B. Feuerwehr, KRITIS, Rechenzentrum).
  • Es bestehen unklare Schnittstellen zwischen Elektro, HLS, Architektur und Tragwerk.
  • Es gibt bereits Anzeichen von Kollisionen, Terminproblemen oder Nachtragsdiskussionen.
  • Sie benötigen eine sachverständige, gerichtsfeste Bewertung von Planungsständen oder Ausführungsvarianten.

9. FAQ – Kurz beantwortet für Ausschreibungen und Vergaben

Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Elektrotechnik-Planungsbüro und einer TGA-Fachplanung 4.0?
Ein klassisches Büro plant überwiegend das Gewerk Elektrotechnik, meist ohne durchgängigen BIM-Gesamtkontext. Eine TGA-Fachplanung 4.0 integriert Elektrotechnik, HLS und weitere Gewerke in einem gemeinsamen BIM-Modell bis 10D, berücksichtigt Baustellenpraxis und Betrieb und bietet höhere Normen- und Haftungssicherheit.

Wann brauche ich einen Elektrosachverständigen in der Planung?
Immer dann, wenn Normensicherheit, Haftung, Betriebssicherheit und gerichtsfeste Dokumentation im Vordergrund stehen – etwa bei öffentlichen Bauten, sicherheitskritischen Anlagen oder strittigen Projekten. Ein Elektrosachverständiger in der Planung reduziert das Risiko teurer Fehlentscheidungen erheblich.

Welche Rolle spielt BIM bei der TGA-Planung?
BIM ermöglicht eine zentrale Datenbasis für alle Projektbeteiligten. In der BIM TGA Planung werden Kollisionen früh erkannt, Mengen automatisch ermittelt und Unterlagen revisionssicher erzeugt. Damit werden Kosten-, Termin- und Qualitätsziele deutlich besser erreicht als in rein 2D-basierten Ansätzen.

Was bedeutet „Projektrettung BIM“ konkret?
Unter Projektrettung BIM versteht man die digitale Neuaufstellung festgefahrener oder gefährdeter Projekte: Aufbau eines belastbaren BIM-Modells, Kollisionsanalyse, Neuplanung kritischer Bereiche und sachverständige Dokumentation. Ziel ist, das Projekt wieder in einen regelbaren, rechtssicheren Zustand zu bringen.


Wer Verantwortung für anspruchsvolle Bauvorhaben trägt, sollte Elektrotechnik nicht isoliert betrachten. Eine elektrosachverständig geprägte TGA-Planung 4.0 verbindet Normensicherheit, Baustellenpraxis und digitale Präzision – und macht genau dort den Unterschied, wo es um Kosten, Termine, Betriebssicherheit und Haftung geht.