Normgerechte Elektro-Fachplanung in der Praxis: Checkliste für Architekt:innen, Bauherren und Betreiber - Kaiser-Amm GmbH

Normgerechte Elektro-Fachplanung in der Praxis: Checkliste für Architekt:innen, Bauherren und Betreiber

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Normgerechte Elektroplanung entscheidet heute über Betriebssicherheit, Haftung und Wirtschaftlichkeit komplexer Gebäude. Gleichzeitig werden Projekte immer dichter, technischer und digitaler – von Rechenzentren über Bildungsbauten bis zu kritischen Infrastrukturen.

Als elektroerfahrenes TGA-Planungsbüro mit BIM-Schwerpunkt und Sachverständigenkompetenz aus VDE/DIN-Normung kennen wir die typischen Fehlerbilder aus der Gutachterpraxis – und wie man sie frühzeitig vermeidet.
Diese Checkliste richtet sich an Architekturbüros, Generalplaner, Bauherren und Betreiber, die ihre Fachplanung Elektrotechnik systematisch auf Normenkonformität und Ausführbarkeit prüfen möchten – idealerweise gemeinsam mit einem spezialisierten Elektrotechnik-Planungsbüro.


1. Warum normgerechte Elektroplanung mehr ist als „kabelziehen“

Eine normgerechte Elektroplanung ist kein Selbstzweck. Sie ist Grundlage für:

  • Rechtssicherheit und Haftungsminimierung
    – Erfüllung von VDE/DIN, Landesbauordnungen, Arbeitsstätten- und Betriebssicherheitsverordnung.
  • Personen- und Sachschutz
    – Vermeidung von Brand-, Stromschlag- und Ausfallrisiken.
  • Planungs- und Kostensicherheit in der TGA-Planung
    – realistische Lastannahmen, wirtschaftlich dimensionierte Anlagen, belastbare TGA-Planungskosten.
  • Betriebs- und Zukunftssicherheit
    – Erweiterbarkeit, Digitalisierung, Smart-Building-Konzepte.

Wer diese Punkte früh im Prozess klärt, reduziert teure Umplanungen auf der Baustelle und minimiert die Gefahr von Nachträgen, Stillständen oder Sachverständigenverfahren.


2. Wie Sie diese Checkliste einsetzen

Sie können die folgende Checkliste

  • in der Vorplanung (HOAI LPh 2–3) nutzen, um Anforderungen zu schärfen,
  • in der Entwurfs- und Ausführungsplanung (LPh 3–5) als Qualitätsfilter anwenden,
  • vor Ausschreibung und Vergabe zur Plausibilitätsprüfung heranziehen.

Optimal funktioniert sie in Verbindung mit einem BIM-gestützten IFC-Modell, in dem alle Gewerke der Technischen Gebäudeausrüstung koordiniert werden. So lassen sich die Prüfpunkte nicht nur „auf dem Papier“, sondern geometrisch, technisch und wirtschaftlich überprüfen.


3. Checkliste: Normgerechte Elektro-Fachplanung in der Praxis

3.1 Projektgrundlagen & Lastenheft – sind die Anforderungen vollständig?

Eine saubere Elektro-Fachplanung beginnt mit einem klaren, schriftlichen Lastenheft. Prüfen Sie:

  • Nutzungsprofile pro Bereich
    – Büro, Labor, Schule, Produktion, Rechenzentrum, Sonderbau?
  • Leistungs- und Redundanzanforderungen
    – maximale Gleichzeitigkeiten, Versorgungs­sicherheit, USV-Stufen, Notstromkonzept.
  • Digitale Infrastruktur
    – IT-Netze, WLAN, Gebäudeautomation, Zutrittskontrolle, Video, IoT-Geräte.
  • Sicherheits- und Sonderfunktionen
    – Brandmelde- und Sprachalarmierungsanlagen, Sicherheitsbeleuchtung, Zutrittszonen, Gefahrenmeldeanlagen.
  • Betriebs- und Wartungskonzept
    – geplante Instandhaltungsstrategien, Zugangsregelungen, Betreiberverantwortung.

Praxis-Tipp: Wenn das Lastenheft vage ist („Standardbüro“, „übliche IT“), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Anforderungen später verteuern – etwa durch nachträgliche Leistungsreserven oder zusätzliche Leitungswege.


3.2 Versorgungskonzept, Netzform & Selektivität – ist die Anlage sicher abgestimmt?

Ein häufiges Gutachter-Thema ist eine unzureichend selektiv aufgebaute Schutzorgankette. Prüfen Sie mit Ihrem TGA-Fachplaner für Elektrotechnik:

  • Ist die Netzform (TN-S, TT, IT) für Gebäudeart und Versorgerbedingungen geeignet?
  • Sind Einspeisung, Hauptverteilung, Unterverteilungen und Notstrom/USV logisch und normgerecht verschaltet?
  • Liegt ein Selektivitätsnachweis für die Schutzorgane vor (Leitungsschutzschalter, Sicherungen, Leistungsschalter)?
  • Sind Kurzschlussfestigkeit und Abschaltbedingungen nach VDE berücksichtigt und berechnet?
  • Gibt es klare Konzepte für Lastabwurf und Priorisierung kritischer Verbraucher?

Fehlende oder nur verbal beschriebene Selektivitätskonzepte führen im Fehlerfall zu großflächigen Abschaltungen – ein erhebliches Betriebs- und Haftungsrisiko.


3.3 Brandschutz & Funktionserhalt – passt die Elektroplanung zum Brandschutzkonzept?

Elektroplanung und baulicher Brandschutz müssen früh synchronisiert werden. Prüfen Sie:

  • Liegt ein Brandschutzkonzept vor – und wurde es vom Elektro-Fachplaner konkret ausgewertet (Brandabschnitte, Brandwände, Rettungswege)?
  • Sind Leitungsanlagen in Flucht- und Rettungswegen nach MLAR / LAR geführt und klassifiziert (z. B. Funktionserhalt E30/E90)?
  • Sind Kabeltrassen, Schotts und Durchführungen detailliert geplant – oder nur als „bauseits“ deklariert?
  • Sind Brandmeldeanlagen nach den einschlägigen Normen (z. B. DIN 14675-Konzept) technisch abgestimmt (Meldergruppen, Alarmierung, Ansteuerung technischer Anlagen)?
  • Gibt es eine eindeutige Zuordnung der Verantwortlichkeiten zwischen Elektro-Planung, Brandschutzplaner und ausführenden Firmen?

Als TGA-Sachverständiger ist dies einer der häufigsten Streitpunkte im Schadensfall: Wer hätte was wissen und planen müssen? Eine klar dokumentierte, normkonforme Schnittstellenplanung ist Ihr bester Schutz.


3.4 Flucht- und Rettungswege, Sicherheitsbeleuchtung – sind alle Wege wirklich sicher?

Bei jeder TGA-Planung mit Publikumsverkehr oder Arbeitsplätzen ist die Sicherheitsbeleuchtung kritisch:

  • Ist der Rettungswegverlauf vollständig und eindeutig im Plan verortet?
  • Sind Not- und Sicherheitsleuchten normgerecht positioniert (Treppen, Kreuzungen, Türen, Sammelstellen)?
  • Gibt es ein eindeutiges Versorgungskonzept (Zentralbatterie, Gruppenbatterie, Einzelbatterieleuchten)?
  • Sind Überwachungs- und Prüfkriterien (z. B. automatische Testsysteme) bereits im Konzept berücksichtigt?
  • Ist klar, wer später die Wiederholungsprüfungen und Dokumentation übernimmt (Betreiberpflichten)?

In BIM-Modellen lassen sich Fluchtwege und Sichtweiten früh simulieren – ein großer Vorteil digitaler TGA-Planung 4.0.


3.5 Blitz- und Überspannungsschutz – ist das Gesamtkonzept konsistent?

Moderne Gebäude sind voll digitalisiert; Ausfälle sind teuer. Prüfen Sie:

  • Wurde eine Risikobewertung für den äußeren Blitzschutz durchgeführt (z. B. nach EN 62305)?
  • Ist das Konzept für äußeren Blitzschutz und Potentialausgleich vollständig geplant (Fangstangen, Ableitungen, Erdung, Ringerder)?
  • Liegt ein mehrstufiges Überspannungsschutzkonzept vor (Grobschutz in der Hauptverteilung, Mittelschutz in Unterverteilungen, Feinschutz an empfindlichen Geräten)?
  • Sind IT- und Fernmeldeleitungen in das Schutzkonzept einbezogen?
  • Ist der Platzbedarf für Blitzschutz- und Überspannungstechnik in Verteilungen und Trassen berücksichtigt?

Ein lückenhaftes Konzept gefährdet nicht nur Hardware, sondern kann komplette Betriebsprozesse lahmlegen.


3.6 Technikräume, Trassen & Wartungszugänglichkeit – ist die Anlage wirklich betreibbar?

Aus Sicht des Elektrosachverständigen sind zu enge, überfüllte oder falsch platzierte Technikräume ein klassisches Planungsproblem:

  • Sind Elektrohauptverteilungen (EHV), Unterverteilungen (UV) und IT-Räume rechtzeitig vom Architekten dimensioniert und im BIM-Modell verortet?
  • Entsprechen Mindestabstände und Fluchtbereiche vor Schaltanlagen den Normen und Unfallverhütungsvorschriften?
  • Sind Kabeltrassen hinsichtlich Belegung, Tragfähigkeit, Brandschutzanforderungen und Reserven plausibel geplant?
  • Gibt es ausreichend Reserven für Nachbelegung und künftige Umbauten?
  • Sind Wartungswege, Revisionsklappen und Zugänge im Modell geprüft und kollisionsfrei?

Digitale Kollisionsprüfung (BIM-Kollisionsprüfung) verhindert, dass Lüftungskanäle, Sprinklerleitungen und Kabeltrassen um denselben Deckenbereich „kämpfen“.


3.7 Schnittstellen zu den anderen Gewerken der Technischen Gebäudeausrüstung – ist alles vernetzt?

Die Elektrotechnik ist die Rückgrat-Infrastruktur für fast alle anderen Gewerke:

  • Heizung/Lüftung/Sanitär (HLS) – Stromversorgung für Pumpen, Ventilatoren, Regelventile, Wärmeerzeuger.
  • Gebäudeautomation/MSR – Bussysteme, Sensorik, Aktorik, Schaltschränke.
  • Fördertechnik – Aufzüge, Fahrtreppen, Förderbänder.
  • Sicherheitstechnik – Zutritt, Video, Einbruch, Brandmelde- und Sprachalarmierung.

Prüfen Sie:

  • Gibt es eine Schnittstellenliste (Excel/BIM-Attributliste) mit allen Anschlusswerten je Gerät?
  • Sind GA-Funktionen (Gebäudeautomation) klar beschrieben, z. B. in einem Funktions- oder Automationsschema?
  • Sind Bus- und Netzwerktopologien (z. B. BACnet, Modbus, KNX, IP) abgestimmt und dokumentiert?
  • Sind in der BIM-Gesamtkoordination alle Gewerke auf einen gemeinsamen Datenstand („Single Source of Truth“) gebracht?

Ein zentrales, IFC-basiertes Planungsmodell reduziert hier massiv die Fehlerquote und erleichtert die Abstimmung mit allen Beteiligten.


3.8 Dokumentation, Revisionssicherheit & Betreiberübergabe – sind Sie für die nächsten 30 Jahre gewappnet?

Normgerechte Elektroplanung endet nicht mit der Ausführungsplanung:

  • Liegen übersichtliche Stromlaufpläne, Verteiler-Schemata und Selektivitätsnachweise vor?
  • Gibt es vollständige Mess- und Prüfprotokolle (z. B. Isolationsmessung, Schleifenimpedanz, RCD-Prüfung)?
  • Sind die Bestandspläne (As-Built) tatsächlich mit der ausgeführten Anlage abgeglichen?
  • Wird die Dokumentation digital, strukturiert und langfristig lesbar bereitgestellt (z. B. als IFC-Modell, DWG/PDF, Datenblätter)?
  • Existiert eine klare Betreiberdokumentation mit Wartungs- und Prüfintervallen?

Mit revisionssicherer Planung und zentralem Datenmanagement schaffen Sie eine belastbare Grundlage für Betrieb, Umbauten und spätere Nachweise gegenüber Versicherern oder Behörden.


3.9 Kosten- und Terminsteuerung in der TGA-Planung – sind Elektro-Kosten transparent und beherrschbar?

Fehlende Transparenz in der TGA-Planungskostenstruktur ist ein wesentlicher Risikofaktor für Bauherren und Investoren:

  • Beruht die Kostenschätzung auf valider Grundlagenermittlung (Lastenheft, Nutzung, Normvorgaben) – oder auf Pauschalwerten?
  • Sind Kostentreiber wie Brandschutz, Redundanzanforderungen, Spezialtechnik (Rechenzentrum, Labor, Produktion) separat ausgewiesen?
  • Gibt es variantenbasierte Betrachtungen (Standardversorgung vs. erhöhte Verfügbarkeit, unterschiedliche Technikstandards)?
  • Werden Leistungsverzeichnisse automatisiert aus dem BIM-Modell abgeleitet, um Lücken und Doppelungen zu vermeiden?
  • Ist eine lebenszyklusorientierte Betrachtung (Energie, Wartung, Austauschintervalle) Bestandteil der Entscheidungsgrundlage?

Digitale Fachplanung mit automatisierten Leistungsverzeichnissen reduziert Kosten- und Haftungsrisiken deutlich, weil Mengen, Qualitäten und Normanforderungen konsistent verknüpft sind.


4. Typische Warnsignale für Fehlplanungen

Wenn Sie eines der folgenden Muster sehen, sollten Sie einen TGA-Gutachter oder Elektrosachverständigen hinzuziehen:

  • Technikräume werden immer kleiner, obwohl Lasten steigen.
  • Es gibt keine berechnete Selektivität, nur Schutzorgane „nach Erfahrung“.
  • Brandschutzanforderungen werden mit „macht die Firma auf der Baustelle“ beantwortet.
  • Sicherheitsbeleuchtung und Brandmeldeanlage sind erst kurz vor Ausführung Thema.
  • Es existiert kein konsistentes BIM- oder Koordinationsmodell der Technischen Gebäudeausrüstung.
  • Änderungswünsche des Bauherrn werden ohne Nachkalkulation und technische Folgenabschätzung eingearbeitet.

Spätestens an diesem Punkt lohnt sich der Blick eines unabhängigen TGA-Sachverständigen beziehungsweise einer elektroerfahrenen TGA-Projektrettung.


5. Wann ein elektroerfahrenes TGA-Planungsbüro besonders sinnvoll ist

Ein spezialisiertes Elektrotechnik-Planungsbüro mit BIM-Kompetenz und Sachverständigen-Know-how unterstützt Sie insbesondere:

  • in der Konzept- und Vorplanung, um ein belastbares, normgerechtes Versorgungskonzept („Elektro-Masterplan“) zu entwickeln,
  • bei komplexen oder kritischen Infrastrukturen (Rechenzentren, Leitstellen, Feuerwachen, Schulen, Verwaltungsbauten),
  • bei Projektrettung, wenn vorhandene 2D-Planungen kollabieren oder Kollisionen und Normverstöße offenkundig werden,
  • für gerichtsfeste Dokumentation, wenn Streitigkeiten oder Schadensfälle absehbar sind.

Kaiser-Amm GmbH – TGA-Planung 4.0 verbindet hier 40 Jahre Elektro-Handwerkspraxis mit vollständig digitaler TGA-Fachplanung (BIM bis 10D, IFC-Modell, automatisierte Leistungsverzeichnisse) und der Expertise eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen.


6. FAQ zur normgerechten Elektro-Fachplanung (für schnelle Antworten)

6.1 Wer ist verantwortlich für eine normgerechte Elektroplanung?

Formell trägt der Fachplaner Elektrotechnik die Verantwortung für die normkonforme Planung, der Architekt/Generalplaner für die Koordination und der Bauherren/Betreiber für die Beauftragung einer geeigneten Planungsleistung und den sicheren Betrieb. In der Praxis sollten alle Beteiligten die in dieser Checkliste genannten Prüfpunkte gemeinsam im Blick haben.

6.2 Wie beeinflusst normgerechte Elektroplanung die TGA-Planungskosten?

Eine saubere, digitale TGA-Fachplanung kann die TGA-Planungskosten im ersten Schritt leicht erhöhen, reduziert aber massiv die Gesamtprojektkosten, weil Planungsfehler, Nachträge und Umbauten auf der Baustelle eingespart werden. Automatisierte Leistungsverzeichnisse und BIM-basierte Mengenermittlung schaffen hier Kostensicherheit.

6.3 Ab welcher Projektgröße lohnt sich ein spezialisiertes Elektrotechnik-Planungsbüro?

Immer dann, wenn

  • mehrere Nutzungen bzw. hohe Techniktiefe vorliegen,
  • erhöhte Anforderungen an Betriebssicherheit, Verfügbarkeit oder Brandschutz bestehen,
  • oder BIM-Koordination vertraglich bzw. vergaberechtlich gefordert ist,

lohnt sich ein spezialisiertes TGA-Planungsbüro für Elektrotechnik – unabhängig von der reinen Flächengröße.


7. Fazit: Mit systematischer Checkliste und digitaler TGA-Planung Risiken minimieren

Normgerechte Elektro-Fachplanung ist heute nur mit systematischer Prüflogik und digitaler Unterstützung wirklich beherrschbar. Die hier vorgestellte Checkliste hilft Ihnen, Fehlplanungen frühzeitig zu erkennen und die richtigen Fragen an Ihr Planungsteam zu stellen.

Wenn Sie

  • Ihre Elektroplanung normgerecht, betriebsbereit und zukunftssicher aufstellen wollen,
  • Kollisions- und Haftungsrisiken in komplexen Projekten reduzieren möchten
  • oder eine bestehende Planung auf den Prüfstand stellen wollen,

unterstützen wir Sie als elektroerfahrenes TGA-Planungsbüro mit BIM-Modellen bis 10D, zentralem IFC-Datenmodell und sachverständiger Elektrokompetenz – von der Konzeptstudie bis zur Projektrettung.