Von 100 bis 500: Wie AIA und BIM-Abwicklungsplan Klarheit in der TGA-Planung schaffen - Kaiser-Amm GmbH

Von 100 bis 500: Wie AIA und BIM-Abwicklungsplan Klarheit in der TGA-Planung schaffen

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Bauprojekte sind komplexer denn je: EnEV/NF, verschärfte Brandschutzvorschriften, dichte Technik in abgehängten Decken, hohe Anforderungen an Dokumentation und facility management bim. In klassischen 2D-Prozessen führen genau diese Faktoren zu Kollisionen, Verzögerungen und Nachträgen – insbesondere in der bim tga planung der technischen Gebäudeausrüstung.

Peter Kaiser bringt es in seiner BIM-Videoserie auf den Punkt:

„Aus meiner Sicht ist der Bau mit den alten Methoden nicht mehr lösbar. Die Lösung für all das heißt Building Information Modeling.“

Damit BIM in der tga fachplanung aber tatsächlich zu weniger Missverständnissen und Haftungsrisiken führt, braucht es klare Spielregeln:

  • eindeutige Definition des Schuldverhältnisses („Wer schuldet wann was?“),
  • sauber festgelegte Modell-Detaillierungsgrade MDG 100–500 (LOD/LOG/LOI/LOIN),
  • sowie präzise Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und einen verbindlichen BIM-Abwicklungsplan (BAP).

Dieser Beitrag zeigt praxisnah, wie Sie als Bauherr:in, Projektentwickler:in, öffentliche:r Auftraggeber:in oder Architekt:in diese Instrumente nutzen, um Ihre tga planung transparent, kalkulierbar und rechtssicher aufzusetzen – und welche Rolle ein erfahrenes bim planungsbüro wie Kaiser-Amm spielt.


1. Schuldverhältnis: Was schuldet der Auftragnehmer im BIM-Projekt?

Im Bürgerlichen Gesetzbuch beschreibt das Schuldverhältnis, welche Leistung der Auftragnehmer dem Auftraggeber schuldet. In der 2D-Welt war das vergleichsweise einfach:

„Früher im 2D war das relativ einfach, da kennen Sie die Pläne mit dem Steckdosensymbol oder auch mit dem bunten Bogen für die Tür – da gab es nicht viel zu diskutieren.“

Im BIM-Kontext genügt „ein Plan mit Symbolen“ nicht mehr. Denn:

  • Bauteile werden als intelligente Objekte modelliert,
  • mit Geometrie (LOG) und Informationen (LOI/LOIN),
  • und sie hängen in einem gemeinsamen IFC-Modell aller Gewerke (Architektur, Statik, fachplanung elektrotechnik, HLS usw.).

Die Kernfrage lautet daher:

Welche Geometrie- und Informationstiefe ist zu welchem Zeitpunkt geschuldet?

Genau hier kommen MDG 100–500, AIA und BAP ins Spiel.


2. MDG 100–500, LOD/LOG/LOI/LOIN: Wie detailliert muss das TGA-Modell sein?

Peter Kaiser erläutert:

„Der Modell-Detaillierungsgrad ist die Summe aus dem LOG – dem Level of Geometrie – plus dem LOI – dem Level of Information. Der MDG wird oft auch LOD genannt.“

2.1 Was bedeuten 100 bis 500?

Die Stufen 100–500 beschreiben, wie weit die Planung in Geometrie und Information entwickelt ist:

  • MDG 100 – grobe Darstellung, z. B. Funktionsflächen, Volumenblöcke
  • MDG 200–300 – verfeinerte Darstellung, Bauteile in korrekter Lage und Größe
  • MDG 400–500 – ausführungsreife bis as-built-Detaillierung

Wesentlich ist dabei:

  • LOG (Level of Geometry): Wie „fein“ wird ein Bauteil dargestellt? Ist eine Rohrgruppe nur ein Block, das einzelne Rohr oder inklusive Halterung modelliert?
  • LOI/LOIN (Level of Information / Level of Information Need): Welche Attribute sind am Bauteil hinterlegt? Nur Typ und Nennlast – oder auch Prüfintervalle, Hersteller, Seriennummer, Wartungsdaten?

2.2 Praxisbeispiel Steckdose: Wohngebäude vs. Labor

„Der Auftraggeber kann definieren: Baue ich ein Wohngebäude mit weniger Anspruch oder ein Laborgebäude mit einem höheren? Beim Laborgebäude soll an der Steckdose wesentlich mehr Informationen dranhängen als beim Wohngebäude.“

Konkrete Umsetzung:

  • Wohngebäude (z. B. MDG 300)

    • LOG: Steckdose als einfaches Symbol mit korrekter Position
    • LOI: Grundlegende Daten wie Typ, Nennstrom, Raumzuordnung
  • Laborgebäude (z. B. MDG 400–500)

    • LOG: exakte Lage inkl. Höhenkote, ggf. Kombination mit Sondersteckdosen
    • LOI/LOIN: u. a. Spannung, Versorgungskreis, Rückwirkungsgrenzen, ggf. bereits berechnete Spannungsfälle im 9. OG

Damit wird klar: Die technische gebäudeausrüstung im Labor ist fachlich und haftungsrechtlich deutlich anspruchsvoller. Über definierte MDG-Stufen wird genau festgelegt, welche Informationsdichte der tga fachplaner in welcher Leistungsphase liefern muss.

2.3 Blockdarstellung in frühen Phasen

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis:

„Zu Beginn einer Bauphase werden die vielen Heizungs- und Sanitärrohre nur als Block dargestellt, damit man prüfen kann, ob es sich mit Elektro oder anderen stößt. Später dann detaillierter: Erst das Rohr, noch später auch die Befestigung, so wie es tatsächlich gebaut ist.“

Das bedeutet für die bim koordination und bim gesamtkordination:

  • In Lph 2–3: Rohrpakete als Volumenblöcke zur Kollisionsprüfung mit Kabeltrassen und Lüftung
  • In Lph 4: einzelne Rohre mit realen Durchmessern
  • In Lph 5: Halterungen, Abhängungen, Brandschutzdetails

Nur wenn diese Detaillierungsschritte vorab vereinbart sind, lässt sich später objektiv prüfen, ob der/die Planer:in seine/ihre Leistung vollständig erbracht hat – und ob Nachtragsforderungen berechtigt sind.


3. Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA): Der „Pflichtenheft-Kern“ des Projekts

„Aufgrund der gestiegenen Anforderungen gibt es bei BIM nicht nur Pläne mit einem grafischen Steckdosensymbol. Der Auftraggeber kann definieren, wie tiefgehend die Informationen sein sollen, die für ein Produkt übergeben werden. Genau das wird in den Auftraggeber-Informationsanforderungen festgelegt.“

AIA sind damit das zentrale Pflichtenheft für alle Beteiligten in der bim tga planung:

  • Welche MDG-Stufen (100–500) gelten für welche Bauteile und Gewerke?
  • Welche Attribute (z. B. Leistung, Wartungsintervall, VDE-Normbezug) müssen in welcher Leistungsphase vorliegen?
  • Welche Anforderungen hat das facility management bim (z. B. Datenblätter direkt am Bauteil)?

Typische Inhalte für die TGA:

  • Attributlisten für Elektrotechnik, HLS, GA (z. B. nach VDE, VDI, DIN)
  • Vorgaben zu IFC-Struktur, Klassifikationssystemen und Namenskonventionen
  • Anforderungen an Prüfläufe (Kollisionsprüfung, Systemprüfungen, Attribut-Vollständigkeit)

Damit gilt:
Ohne AIA ist unklar, was der/die TGA-Planer:in schuldet. Mit sauber aufgesetzten AIA lässt sich das Schuldverhältnis fachlich und juristisch präzise definieren.


4. BIM-Abwicklungsplan (BAP): Wer macht wann was – und ab wann ist „Freeze“?

Während die AIA festlegen, was geliefert werden muss, regelt der BIM-Abwicklungsplan (BAP), wie und wann dies geschieht.

Peter Kaiser beschreibt es so:

„Wir müssen definieren, gerade bei großen Gebäuden: Wer schuldet wann was? Beispiel: Wann muss der Architekt seine Pläne für Leistungsphase 3 abgeben? Hat er sie abgegeben, tritt ein Freeze in Kraft, der Plan wird eingefroren. Erst dann beginnen die anderen Planer mit ihren Planungen, die darauf aufbauen.“

4.1 Warum Freeze-Punkte entscheidend sind

In der Vergangenheit war es üblich, dass:

  • TGA-Planer auf einem frühen Planstand beginnen,
  • der Architekt im Hintergrund weiterzeichnet,
  • neue Planstände in laufende TGA-Modelle einfließen – mit Kollisionen, Mehrarbeit, Nachträgen.

Der BAP legt deshalb fest:

  • Zeitpunkte und Verantwortliche für Planübergaben
  • Freeze-Mechanismen: Ab wann gilt ein Planstand als verbindliche Basis?
  • Prüf- und Freigabeprozesse (Qualitätskontrolle, Attribut-Check, Kollisionsprüfung)
  • Kommunikationswege: Weg von E-Mail-Fluten hin zu modellbasierten Aufgaben (Issues)

Das Ziel: Keine baubegleitende Planung mehr, sondern ein strukturierter, prüfbarer Ablauf.


5. Wie AIA und BAP Nachträge, Missverständnisse und Haftungsrisiken reduzieren

Kombiniert angewendet, schaffen AIA und BAP einen transparenten Rahmen:

  1. Klare fachliche Anforderungen

    • Durch MDG-Definitionen (100–500) und Attributlisten in der AIA weiß jede Partei, welche Qualität der Modelle in welcher Leistungsphase vorliegen muss.
  2. Transparenter Prozess

    • Der BAP regelt, wer bis wann was liefert, wie Modelle getauscht werden (IFC-basierte „Single Source of Truth“) und wann Planstände eingefroren werden.
  3. Revisionssicherheit und automatische Qualitätssicherung

    • Kollisionsprüfungen, Systemprüfungen (z. B. Anzahl der Bus-Teilnehmer), Attribut-Checks und automatische Leistungsverzeichnisse sorgen für revisionssichere Planung und weniger Interpretationsspielraum.
  4. Reduzierte Nachträge und Streitfälle

    • Wenn exakt definiert ist, welche Informationstiefe (z. B. bei der Labor-Steckdose) vereinbart wurde, lassen sich Mehrforderungen sachlich prüfen.
    • Das entlastet Sie gegenüber ausführenden Firmen und senkt Haftungsrisiken.
  5. Mehrwert für den Betrieb (FM-Dimension, 7D/8D)

    • Bereits im Modell hinterlegte Datenblätter, Wartungsinformationen und Kennwerte ermöglichen dem Facility Management eine effiziente Bewirtschaftung – dort, wo 80 % der Lebenszykluskosten entstehen.

6. Konkrete Handlungsempfehlungen für Auftraggeber und Planer

Wenn Sie als Bauherr:in, Projektentwickler:in, öffentliche:r Auftraggeber:in oder Architekt:in die Vorteile moderner bim tga planung nutzen wollen, empfehlen wir:

  1. AIA vor Vertragsabschluss formulieren

    • Definieren Sie gemeinsam mit einem erfahrenen tga sachverständiger / tga gutachter, welche MDG-Stufen (100–500) für Ihr Projekt erforderlich sind.
    • Unterscheiden Sie klar nach Nutzung (z. B. Wohngebäude vs. Labor, Schule vs. Rechenzentrum).
  2. BIM-Abwicklungsplan als Vertragsbestandteil verankern

    • Legen Sie mit Ihrem bim planungsbüro Freeze-Punkte, Rollen, Modellstrukturen, Prüfprozesse und Kommunikationswege fest.
    • Schaffen Sie eine zentrale, IFC-basierte Datenbasis für alle Gewerke.
  3. TGA-Modelle als Kosten- und FM-Treiber ernst nehmen

    • Nutzen Sie automatisierte Mengen- und Kostenermittlung (5D) sowie FM-Anforderungen (7D/8D) frühzeitig.
    • Binden Sie Ihr Facility-Management-Team früh in die AIA-Definition ein.
  4. Normenkompetenz gezielt einkaufen

    • Insbesondere in der fachplanung elektrotechnik und Brandschutz-TGA sind aktuelle Normen (VDE, DIN, Leitfäden) entscheidend.
    • Setzen Sie auf Planer mit ausgewiesener Normen- und Gerichtserfahrung – z. B. öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige.

7. Wie Kaiser-Amm Sie konkret unterstützt

Kaiser-Amm – TGA-Planung 4.0 – vereint jahrzehntelange Handwerkspraxis mit führender BIM-Kompetenz und Normenarbeit:

  • Digitale TGA-Fachplanung mit BIM-Modellen bis 8–10D, inkl. Kosten-, Zeit- und FM-Dimension
  • Zentrales IFC-Modell als „Single Source of Truth“ für Architektur, Statik, HLS und Elektrotechnik
  • Automatisierte, revisionssichere Leistungsverzeichnisse und Pläne zur Minimierung von Nachträgen
  • Höchste Fachautorität durch öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen und führende Rolle in VDE-Normungsgremien
  • Spezialisierung auf digitale Projektrettung / BIM-Rettungsplanung in kritischen oder stockenden Projekten

Wenn Sie AIAs und BAPs so aufsetzen möchten, dass sie juristisch belastbar, normenkonform und in der Praxis umsetzbar sind, begleiten wir Sie von der ersten Definition bis zur Umsetzung in der bim gesamtkordination.

Fazit:
Wer heute klare Auftraggeber-Informationsanforderungen und einen durchdachten BIM-Abwicklungsplan definiert, bestimmt aktiv, was geschuldet ist, senkt Nachtrags- und Haftungsrisiken und schafft die Grundlage für eine effiziente, zukunftssichere tga planung – von MDG 100 bis 500.