
Der Flughafen Berlin Brandenburg, die Hamburger Elbphilharmonie oder auch viele Schul- und Verwaltungsbauten zeigen sehr deutlich, was im Bau schieflaufen kann: explodierende TGA-Planungskosten, Terminverschiebungen um Jahre, Nachträge und Rechtsstreitigkeiten. Spätestens seit verschärften Brandschutzvorschriften und EnEV/GEG ist klar: Die klassische 2D-Planung ist strukturell überfordert.
Peter Kaiser, Geschäftsführer von KAISER-Amm TGA-Planung 4.0, bringt es auf den Punkt: „Aus meiner Sicht ist der Bau mit den alten Methoden nicht mehr lösbar.“
In diesem Beitrag zeigen wir, warum das speziell in der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) gilt – und wie BIM-gestützte TGA-Planung 4.0 als digitale Methodik Kosten, Termine und Qualität messbar besser absichert.
1. Warum Bau heute so viel komplexer ist – besonders in der TGA
Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren grundlegend verändert:
- Energieeinsparverordnung / GEG: Luftdichte Gebäudehüllen, kontrollierte Lüftung, Wärmerückgewinnung.
- Verschärfter Brandschutz (u. a. nach Flughafenbränden): notwendige Flure, Brandabschnitte, hochdetaillierte Nachweise.
- Mehr Technik auf gleicher Fläche: Gebäude werden zu komplexen technischen Systemen.
Konkretes Beispiel aus der Praxis:
- Früher lagen in der abgehängten Decke überwiegend Elektroleitungen.
- Heute müssen Sie dort Lüftungsanlagen planen – mit großen, rechteckigen Kanälen. Gleichzeitig verlaufen Sprinkler, Kabeltrassen, Abwasserfallleitungen und statische Unterzüge im gleichen Bereich.
In 2D-Plänen „weiß man oft gar nicht mehr, was ist über und was ist untereinander im Stockwerk oder darüber hinaus“. Kollisionen zwischen Gewerken werden in der Realität erst auf der Baustelle sichtbar – mit allen Konsequenzen:
- kurzfristige Umplanungen,
- Baustopps,
- Mehrkosten und Nachträge,
- Terminverschiebungen.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Dokumentation und Rechtssicherheit. Trotzdem arbeiten viele Projektbeteiligte noch mit PDF-Plänen, E-Mails und Strichsymbolen ohne intelligente Bauteile. Es gibt keine echte Kontrollfunktion, keine durchgängige Datenbasis, keine revisionssichere Übergabe an das Facility Management.
2. Wo 2D-TGA-Planung strukturell an ihre Grenzen stößt
Gerade in der TGA Fachplanung werden die Schwächen der 2D-Welt besonders sichtbar:
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Kollisionen bleiben verborgen
- Überlagernde Gewerke (Elektro, HLS, Statik) lassen sich in der Höhe kaum sicher prüfen.
- Notwendige Flure werden „versehentlich“ mit Kabeltrassen oder Verteilern belegt, obwohl dort heute „nichts mehr rein darf, was nicht unmittelbar für diesen Flur ist“.
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Mengen und TGA-Planungskosten sind unsicher
- Leitungen werden im 2D-Plan gemessen, obwohl sie im Raum einem Satteldach folgen oder zusätzliche Formstücke brauchen.
- Oft „hatten Leistungsverzeichnisse nicht besonders viel zu tun mit dem eigentlichen Plan“. Das führt zu Fehlmengen, Nachträgen und Streit.
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Fragmentierte Kommunikation
- Änderungswünsche werden per Mail verschickt („ändern Sie mal die Leuchte von rund auf eckig“) – häufig unklar, auf welches Bauteil sie sich beziehen.
- Mails werden übersehen, doppelt oder gar nicht umgesetzt. Die Mengen an Kommunikation sind zur größten Fehlerquelle geworden.
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Kein durchgängiges Facility Management
- Obwohl etwa 80 % der Lebenszykluskosten eines Gebäudes im Facility Management entstehen, werden dort kaum strukturierte Daten aus der Planung übergeben.
- Betreibende wissen oft weder, welches Produkt wirklich verbaut wurde, noch wo welche Wartungs- oder Abschalteinrichtungen sitzen.
Diese Probleme sind nicht Folge individueller Fehler, sondern Ausdruck einer methodischen Überforderung von 2D-Planung.
3. BIM-TGA-Planung 4.0: Vom 2D-Plan zum digitalen Gebäudemodell
Die Antwort darauf heißt Building Information Modeling (BIM) – konsequent angewandt auf die TGA Planung. KAISER-Amm arbeitet hier mit dem Ansatz der TGA-Planung 4.0:
3.1 Zentrales IFC-Modell statt Planfriedhof
An die Stelle vieler einzelner DWG/PDF-Pläne tritt ein zentrales IFC-Modell:
- Der Architekt stellt ein Architektur-Modell zur Verfügung.
- Das BIM Planungsbüro für TGA (Elektro, Heizung, Lüftung, Sanitär etc.) erzeugt darauf aufbauend eigene Fachmodelle.
- Alle Modelle werden regelmäßig zusammengeführt und geprüft.
Vorteile:
- Kein Maßstabs- und Nullpunkt-Chaos mehr.
- Jeder Planungsbeteiligte arbeitet mit demselben geometrischen und semantischen Gebäudestand („Single Source of Truth“).
- Der Auftraggeber kann sein Gebäude bereits virtuell in 3D begehen – auf Wunsch mit VR-Brille.
3.2 Kollisionsprüfung BIM: Konflikte früh erkennen, nicht auf der Baustelle
Moderne BIM-Software prüft automatisch, ob sich Gewerke in die Quere kommen:
- Kollisionsprüfung BIM zwischen Lüftungskanälen, Kabeltrassen, Unterzügen, Sprinklerleitungen etc.
- Automatisierte Regeln melden, wenn Brandschutzwände oder notwendige Flure von TGA-Leitungen durchstoßen oder unzulässig belegt werden.
- In vielen Fällen können Leitungswege per Knopfdruck optimiert werden (z. B. automatische Höhenanpassung von Kabeltrassen).
Damit werden genau die Fehler vermieden, die auf Baustellen von Großprojekten zu massiven Verzögerungen und Kostenexplosionen führen.
3.3 5D: Kosten (LV) direkt aus dem Modell
Die fünfte Dimension in der BIM TGA Planung sind die Kosten:
- Bauteile im Modell sind keine Symbole mehr, sondern intelligente Objekte mit Mengen, Qualitäten und Attributen.
- Aus diesen Daten werden Leistungsverzeichnisse (LV) automatisch generiert – ohne manuelle Strichlisten und Excel-Tabellen.
- Änderungen im Modell aktualisieren Mengen und LV-Positionen automatisch.
Für Architekt:innen, Generalplaner und öffentliche Auftraggeber bedeutet das:
- TGA Planung Kosten werden früh transparent.
- Nachträge durch „übersehene“ Mengen oder Formstücke werden deutlich reduziert.
- Die Kalkulation wird nachprüfbar und revisionssicher.
3.4 7D: Facility Management BIM von Anfang an mitdenken
Die siebte Dimension adressiert den Betrieb:
- Im 3D-Modell hängen an jedem relevanten Bauteil (z. B. Leuchte, Brandmelder, Ventil) Attribute und Datenblätter.
- Facility-Teams können in einem BIM-Viewer später auf eine Leuchte klicken und sehen sofort Typ, Hersteller, Wartungsintervalle und Schaltzuordnung.
- Ersatzteilbestellungen und Instandsetzungen werden planbar, ohne dass jemand „aufs Dach steigen“ muss, um ein Typenschild abzulesen.
So wird aus der Digitalisierung der Planung ein echter Mehrwert für Facility Management BIM und Lebenszykluskosten.
4. Alte Methoden vs. TGA-Planung 4.0 – ein kurzer Vergleich
Alte 2D-Methoden
- Getrennte DWG/PDF-Pläne je Gewerk und Geschoss
- Manuelle Mengenermittlung und LV-Erstellung
- E-Mail-Flut statt strukturierter Aufgaben
- Keine durchgängige Kollisionsprüfung
- Datenübergabe an den Betrieb nur in Bruchstücken
Digitale BIM-Workflows von KAISER-Amm
- Zentrales IFC-Modell als gemeinsame Datenbasis
- Integrierte kollisionsgeprüfte BIM Planung aller TGA-Gewerke
- Automatisierte Leistungsverzeichnisse direkt aus dem Modell
- Aufgabenverwaltung im Modell (Issues) statt fehleranfälliger Mails
- Vollständige Attributdaten für Planung, Ausführung und Betrieb
Damit wird aus einem BIM Dienstleister ein strategischer Partner, der Termin-, Kosten- und Haftungsrisiken aktiv reduziert – statt sie nur zu dokumentieren.
5. Was bedeutet das für Architekten, Generalplaner und öffentliche Auftraggeber?
Für Ihr nächstes Projekt – ob Schulcampus, Verwaltungsbau, Klinik oder Rechenzentrum – heißt das konkret:
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Architekturbüros & Generalplaner
- Entlastung durch eine spezialisierte, digitale TGA Fachplanung.
- Deutlich weniger Schnittstellenkonflikte und Nachträge.
- Stabile Grundlagen für HOAI-Phasen und Vergabe.
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Öffentliche Auftraggeber & Kommunen
- Erfüllung von BIM-Pflichten in VGV-Verfahren.
- Nachvollziehbare, prüffähige Kosten in der TGA Planung.
- Höhere Rechtssicherheit durch normgerechte, revisionssichere Dokumentation.
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Investoren & Betreiber großer Liegenschaften
- Frühzeitige Klarheit über Technikflächen, Trassenräume und Lebenszykluskosten.
- Bessere Vermiet- und Betriebsfähigkeit durch verlässliche Daten.
- Ggf. „digitale Projektrettung“, wenn ein 2D-Projekt bereits in Schieflage ist.
Fazit: BIM-TGA-Planung ist keine Option mehr, sondern Voraussetzung
Die Beispiele aus der Baupraxis zeigen: Mit 2D-Plänen, Mails und getrennten Zeichnungen lassen sich die heutigen Anforderungen an technische Gebäudeausrüstung nicht mehr sicher beherrschen. Zu hoch sind die Risiken in Bezug auf Termine, TGA Planung Kosten und Haftung.
BIM-gestützte TGA-Planung 4.0 schafft hier einen klaren methodischen Rahmen:
- 3D-Modelle mit automatischer Kollisionsprüfung BIM,
- 5D-Kosten mit LV-Generierung aus dem Modell,
- 7D-Daten für ein leistungsfähiges Facility Management.
Damit wird die TGA-Planung von einer Fehlerquelle zu einem stabilen Fundament für wirtschaftliche, rechtssichere und zukunftsfähige Bauprojekte.