
Nicht ausführbare Elektroplanung ist in vielen Projekten kein Ausnahmefall, sondern Alltag: Kabeltrassen passen nicht in die Decke, Verteilungen sind hinter Einbauten versteckt, Wartungswege fehlen, Brandschutzauflagen werden erst auf der Baustelle „entdeckt“. Die Folge sind Nachträge, Verzögerungen, Streit – und Haftungsrisiken für Planer und Auftraggeber.
Im Kern liegt das Problem oft in einer „rein akademischen“ Elektroplanung: fachlich vielleicht sauber gerechnet, in 2D oder 3D schön gezeichnet, aber ohne tiefes Verständnis der realen Baustellensituation und ohne integrierte TGA-Fachplanung.
Dieser Beitrag zeigt,
- warum solche Planungen in der Praxis scheitern,
- welche Rolle eine elektrohandwerksnahe Fachplanung Elektrotechnik spielt
- und wie die Kombination aus BIM-gestützter TGA-Planung 4.0 und Sachverständigenkompetenz (Elektrosachverständiger / TGA-Sachverständiger) Planungs- und Haftungsrisiken deutlich reduziert.
1. Was unter „rein akademischer“ Elektroplanung zu verstehen ist
Mit „rein akademischer“ Planung ist keine mangelnde Fachlichkeit gemeint, sondern ein bestimmtes Vorgehen:
- Die Elektroplanung wird primär aus Sicht von Tabellen, Berechnungen und 2D-Grundrissen gedacht.
- Es fehlen Erfahrungswerte aus der Ausführung: Wie montiert man das tatsächlich? Wo kommt die Hebebühne hin? Wie viele Monteure passen realistisch in den Technikraum?
- Normen werden zwar zitiert, aber deren praktische Konsequenzen (z. B. Bedien- und Wartungsabstände, Fluchtwege, Brandschutzdetails) werden nicht konsequent räumlich durchgeplant.
- Die Abstimmung mit HLS, Tragwerk und Architektur findet zu spät oder nur formal statt – oft auf Basis nicht konsistenter Planungsstände.
Ergebnis: Auf dem Papier ist die Planung „korrekt“. Auf der Baustelle zeigt sich jedoch, dass sie nicht ohne massive Anpassungen umsetzbar ist.
Genau hier setzt eine praxisorientierte Fachplanung Elektrotechnik an, die sowohl die Normen als auch die Realität der Baustelle im Blick hat.
2. Typische Praxisfehler aus „akademischer“ Elektroplanung
2.1 Überfüllte oder unlogische Kabeltrassen
In vielen Projekten sind Kabeltrassen in der Planung:
- zu knapp bemessen (keine Reserven für spätere Nachrüstungen),
- ohne Berücksichtigung realer Biegeradien, Befestigungspunkte und Brandschutzanforderungen geplant,
- in Bereichen vorgesehen, die durch andere Gewerke (Lüftung, Sprinkler, Statik) bereits belegt sind.
Die Folge ist eine spontane „Neuplanung“ auf der Baustelle, meist durch das ausführende Gewerk – mit allen Risiken für Kosten, Termine und Normkonformität.
2.2 Nicht zugängliche Verteilungen und Technikbereiche
Ein besonders haftungsträchtiges Thema sind Verteilungen und Technikräume:
- Schaltanlagen stehen im Plan „passend“, sind aber später baulich verstellt (Möblierung, Trockenbau, Lüftungskanäle).
- Bedien- und Wartungsabstände werden nicht eingehalten.
- Türen, Fluchtwege oder Brandschutzabschnitte sind im Modell nicht sauber berücksichtigt.
Hier reicht ein Blick auf die Baustelle, um zu erkennen: So darf und kann hier niemand sicher arbeiten.
Spätestens dann kommt ein Gutachter Elektrotechnik oder ein Elektrosachverständiger ins Spiel – allerdings häufig erst im Konfliktfall.
2.3 Fehlende Wartungs- und Rettungswege
Elektrotechnische Anlagen sind nicht nur für die Inbetriebnahme, sondern für Jahrzehnte ausgelegt. Typische Defizite „akademischer“ Planung:
- Kein konsequentes Mitdenken von Wartung, Austausch und Erweiterung.
- Sicherheitsbeleuchtung, Brandmelde-, USV- und Notstromanlagen sind technisch vorhanden, aber räumlich schlecht zugänglich.
- Kabeltrassen versperren spätere Revisionsöffnungen oder Wartungs- und Rettungswege.
Damit verschieben sich Probleme in die Betriebsphase – ein erhebliches Risiko für Betreiber großer Liegenschaften und kritischer Infrastrukturen.
2.4 Unzureichende Koordination mit HLS, Statik und Architektur
Ohne integrierte TGA-Planung entstehen zwangsläufig Kollisionen:
- Lüftungskanäle laufen durch geplante Kabelwege.
- Trägerlagen und Unterzüge wurden nicht in der Kabeltrassenplanung berücksichtigt.
- Schaltschränke kollidieren mit Sprinklerleitungen oder Türöffnungen.
Solche Konflikte kosten auf der Baustelle viel Zeit und Geld. Sie sind aber vermeidbar, wenn Elektrotechnik nicht isoliert, sondern im Rahmen einer koordinierten TGA-Fachplanung und mittels Kollisionsprüfung im BIM-Modell geplant wird.
3. Was eine elektrohandwerksnahe Fachplanung Elektrotechnik anders macht
Ein erfahrenes Elektrotechnik Planungsbüro mit Wurzeln im Elektrohandwerk plant anders. Die Planung wird vom Einbau und Betrieb her gedacht, nicht nur von der Zeichnung:
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Baustellenlogik statt nur CAD-Logik
Wo kann der Monteur real stehen? Wie kommen große Komponenten ins Gebäude? Welche Montagefolgen sind realistisch? -
Normen als Praxisinstrument
VDE-, DIN- und Arbeitsschutzvorgaben werden nicht nur formal übernommen, sondern räumlich durchgeplant: Bedienabstände, Wartungsflächen, Fluchtwege, Brandschutzabschnitte. -
Langfristige Nutzungs- und Erweiterungsoptionen
Reserven in Kabeltrassen, skalierbare Verteilerkonzepte, klare Trennung sicherheitsrelevanter Stromkreise – mitgedacht von Anfang an. -
Direkte Rückkopplung mit Ausführung und Betrieb
Enge Abstimmung mit ausführenden Elektrofirmen und Facility Management noch in der Entwurfs- und Ausführungsplanung.
So entsteht eine Fachplanung Elektrotechnik, die sowohl normgerecht als auch tatsächlich ausführbar ist – ohne dass das ausführende Gewerk die Planung auf der Baustelle neu erfinden muss.
4. Elektrosachverständiger und TGA-Sachverständiger: Sicherheit statt Bauchgefühl
Ein weiterer Schlüssel liegt in der Einbindung von Sachverständigenkompetenz in die Planung:
- Ein Elektrosachverständiger bzw. Gutachter Elektrotechnik beurteilt nicht nur Fehler im Schadenfall, sondern kann schon in der Planungsphase kritische Punkte identifizieren.
- Ein TGA-Sachverständiger betrachtet die Elektrotechnik im Zusammenspiel mit Heizungs-, Lüftungs-, Kälte- und Sicherheitstechnik – also interdisziplinär.
Wird diese Kompetenz direkt im TGA Planungsbüro verankert, profitieren Sie mehrfach:
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Frühzeitige Plausibilitätsprüfung
Verteilungen, Fluchtwege, Brandschutzkonzepte, Erdung, Selektivität – all das wird vor Ausschreibung und Ausführung kritisch überprüft. -
Reduziertes Haftungsrisiko
Gerade für Architekturbüros und Generalplaner ist es entscheidend, die eigene Verantwortung zu begrenzen. Sachverständigenbegleitete Planung schafft dokumentierte Sorgfalt. -
Rechtssicherheit für öffentliche Auftraggeber
Kommunen, Stadtwerke und andere öffentliche Bauherren benötigen revisionssichere, normkonforme Lösungen – nicht nur im Nachhinein, sondern bereits bei Vergabe und Planung.
5. BIM-gestützte TGA-Planung 4.0: Kollisionsprüfung statt Baustellenchaos
Digitale BIM TGA Planung ist kein Selbstzweck. Richtig eingesetzt, ist sie das zentrale Werkzeug, um die oben beschriebenen Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
5.1 Single Source of Truth statt Planungsinseln
In einer durchgängigen, IFC-basierten TGA-Planung 4.0 laufen alle Gewerke in einem gemeinsamen Modell zusammen:
- Architekturbauwerk, Elektro, HLS, Sprinkler, Statik – alle planen auf derselben Datenbasis.
- Änderungen werden zentral eingepflegt und sind für alle Planungsbeteiligten sichtbar.
- Maßstabsprobleme und widersprüchliche Planstände werden vermieden.
5.2 Kollisionsprüfung BIM: Fehler erkennen, bevor sie teuer werden
Mit einer konsequent genutzten Kollisionsprüfung im BIM-Modell lassen sich kritische Konflikte automatisiert erkennen:
- Kabeltrassen vs. Lüftungskanäle
- Kabelwege vs. Tragwerk
- Schaltschränke vs. Türen, Fluchtwege und Brandschutz
So werden Konflikte nicht erst beim Rohbau oder Innenausbau, sondern bereits in der digitalen Planung sichtbar – zu einem Zeitpunkt, an dem Korrekturen noch deutlich günstiger und schneller sind.
5.3 Digitale Projektrettung für laufende oder stockende Bauvorhaben
Ein spezialisiertes TGA Planungsbüro mit BIM-Kompetenz kann auch bestehende, problematische Projekte digital „retten“:
- Überführung vorhandener 2D-Pläne und fragmentierter Modelle in ein konsistentes BIM-Modell.
- Analyse bestehender Planungsfehler und Kollisionen.
- Neuaufsetzen der Elektro- und TGA-Fachplanung inkl. Sachverständigenprüfung.
Gerade bei laufenden Projekten mit hoher politischer oder wirtschaftlicher Bedeutung ist diese Form der digitalen Projektrettung oft der Unterschied zwischen kontrollierter Fertigstellung und jahrelangem Streit.
6. Praxisleitfaden: Drei Hebel gegen nicht ausführbare Elektroplanung
Wenn Sie als Architekturbüro, Generalplaner oder öffentlicher Auftraggeber wiederkehrend mit Problemen in der Elektroplanung konfrontiert sind, helfen drei konkrete Schritte:
6.1 Fachplanung Elektrotechnik frühzeitig beauftragen
- Trennen Sie bewusst zwischen Architekturplanung und Fachplanung Elektrotechnik.
- Binden Sie ein erfahrenes Elektrotechnik Planungsbüro spätestens zur Entwurfsplanung ein – idealerweise mit nachweislicher Baustellenerfahrung.
6.2 Sachverständigenkompetenz integrieren
- Arbeiten Sie mit Büros, in denen Elektrosachverständiger und/oder TGA-Sachverständiger direkt in die Planung eingebunden sind.
- Vereinbaren Sie explizit sachverständige Zwischenprüfungen in wichtigen Meilensteinen (Vorentwurf, Ausführungsplanung, Ausschreibung).
6.3 BIM-gestützte TGA-Planung 4.0 und verbindliche Kollisionsprüfung
- Legen Sie BIM TGA Planung und standardisierte Kollisionsprüfung BIM in Ihren Ausschreibungsunterlagen und Pflichtenheften fest.
- Fordern Sie ein zentrales, IFC-basiertes Modell als „Single Source of Truth“ über alle Gewerke hinweg.
- Definieren Sie Freigaben erst nach dokumentierter Kollisionsfreiheit und Sachverständigenfreigabe.
So schaffen Sie die Grundlage dafür, dass Ihre Elektroplanung nicht nur rechnerisch korrekt, sondern auf der Baustelle ausführbar, sicher und wirtschaftlich ist.
FAQ: Häufige Fragen zur Fachplanung Elektrotechnik und TGA-Sachverständigen
Was unterscheidet ein TGA Planungsbüro mit Sachverständigenkompetenz von einem klassischen Büro?
Ein Büro mit integrierter Gutachter- und Sachverständigenkompetenz plant nicht nur „nach Lehrbuch“, sondern hinterfragt jedes Konzept aus Sicht von Normen, Haftung, Ausführung und Betrieb. Kritische Punkte werden früh erkannt und dokumentiert, statt erst in der Abnahme oder im Streitfall.
Lohnt sich BIM TGA Planung auch für mittelgroße Projekte?
Ja. Gerade bei Schulen, Verwaltungsbauten, Wohn- und Gewerbekomplexen mit mehreren Nutzern zahlt sich eine koordinierte, digitale TGA-Fachplanung aus: weniger Kollisionen, klarere Schnittstellen, bessere Nachvollziehbarkeit gegenüber Bauherrn und Behörden.
Wann sollte ein Elektrosachverständiger hinzugezogen werden?
Idealerweise bereits in der Planungsphase, z. B. zur Prüfung der Entwurfs- und Ausführungsplanung. So werden Planungsfehler vermieden, bevor sie auf der Baustelle zu Kosten- und Terminproblemen werden. Im Schaden- oder Streitfall wird der Gutachter Elektrotechnik dann nur noch zur unabhängigen Bewertung benötigt – nicht zur nachträglichen „Feuerwehr“.
Konsequent praxisorientierte Fachplanung Elektrotechnik, kombiniert mit BIM-gestützter TGA-Planung 4.0 und eingebetteter Sachverständigenkompetenz, ist heute der wirksamste Weg, um aus teuren Problembaustellen wieder beherrschbare, rechtssichere Projekte zu machen.